Da ich bei einem bevorstehenden Nachtangeln einen bestimmten Platz im Angelpark Scheid haben wollte und ich ohnehin dort tagsüber mit jemanden veraberedet war, war ich bereits ab Mittag auf der Anlage.
An allen Teichen war sehr viel los. Da ich das Gewässer 1 nun mal ausgesprochen gut kenne und weiß, wo sich zu welcher Jahres- und Tageszeit die Forellenschwärme sich meistens aufhalten und am aktuell besten Angelplatz kein Angler stand, löste ich eher mehr als Zeitvertreib bis zum Nachtangeln eine Halbtageskarte. Die Mitarbeiterin grinste nur, als ich die Karte löste.
Die Angler links und rechts neben mir guckten recht verwundert, daß jemand am frühen Nachmittag noch eine Karte löst, wenn andere Angler seit dem Morgen kaum etwas (1 bis 3 Forellen pro Angler) gefangen haben.
Wie gewohnt montierte ich zuerst meine Passivrute (schwimmender Sbiro mit Piloten als Bißanzeiger) und warf die Montage dort hin, wo ich die Forellen vermutete. Ich suchte noch den Rutenhalter in meiner Rutentasche, als bereits Schnur von der Rolle gezogen wurde – diese erste Forelle definierten die anderen Angler noch als “Lucky-Punch”..
Schnell war die Forelle versorgt und die Montage wieder ausgeworfen. Bis zum nächsten Biss schaffte ich es gerade meine Schlepprute zu montieren. Ein weiteres Mal konnte ich die Montage nicht mehr an ihren vorherigen Platz werfen, da dort jetzt einige Montagen anderer Angler schwammen. Da ich solche Situationen bereits mehrfach erlebt hatte, hatte ich zuerst die Gewässerfläche beangelt, die am weitesten entfernt war. Bei der nächsten Angelstelle schaffte ich zumindest meine Schlepprute zu beködern und auszuwerfen. Da die Forelle an der Passivrute schnurstracks auf die Montagen der anderen Angler am ersten Angelplatz zugeschwommen ist, habe ich die Schleppmontage einfach im Wasser liegen gelassen. Beim Versorgen der dritten Forelle merkte ich dann, wie die Spitze meiner Schlepprute “arbeitete”. Da ich Ruten und Montagen grundsätzlich nicht unachtsam auf den Boden lege, habe ich die Passivrute, es hing noch eine zerfetze Bienenmade am Haken, einfach schnell in den Rutenhalter gelegt und die Montage einfach ins Wasser gehängt. Nachdem ich wenige Augenblicke später selbst auf dieser Bienenmadenleiche eine Forelle am Haken hatte und meine Nachbarn zunehmend frustrierter erschienen, legte ich erst einmal keine Montage mehr aus. Ich bestellte mir erst einmal eine Portion Pommes am Imbiss und schenkte dem Kind von meinem Nachbarn ein paar Bienenmaden. Nach einiger Zeit hatte der Vater damit auch noch einige Forellen gefangen und wurde vom Junior nicht mehr weiter mit der Frage genervt, warum sie erst eine Forelle haben.
Der Familie auf der linken Seite zeigte ich anschließend einhändig (inzwischen hatte ich meine Pommes), wie man den Troutbait rotierend an den Haken knetet. Ich hatte meine Pommes noch nicht ganz aufgegessen, als auch diese Angler allesamt Erfolg hatten. Jetzt war die Stimmungslage meiner Nachbarn deutlich entspannter und mir wurde auch wieder mehr Platz zum Werfen gelassen. Aber weit hätte ich ohnehin nicht werfen müssen, da ein riesiger Forellenschwarm praktisch direkt unter meinen Rutenspitzen stand. Man konnte zwar keine Fische sehen, aber eine schnelle eingeholte (und unbeköderte) Montage bliebt ständig irgendwo kurzfristig hängen. Ich fing dann noch einige Fische und richtete anschließend an anderer Stelle mienen Angelplatz für das anstehende Nachtangeln ein.
Weil ich die Forellen nicht bis zum nächsten Morgen in der Kühlbox haben wollte, verschenkte ich sie zum Schluß an meine dirketen Angelnachbarn vom Nachmitag.

Fazit: Selbst in der größten Beißorgie sollte man nie die nicht erfolgreichen Nachbarn vergessen!