Mitte Mai war ich wieder im Angelpark Scheid unterwegs. Da die Witterung sehr warm war, wollte ich ab Mittag am großen Mischteich mein Glück auf Beifang versuchen. Als ich mir gegen 11 Uhr den Teich etwas genauer anschaute (stehen Karpfen an der Oberfläche, flüchtet irgendwo ein Kleinfischschwarm vor raubenden Hechten, steigen verräterische Luftblasen an die Oberfläche…), entdeckte ich einen Angler, der an einer stabilen Grundrute wohl einen größeren Fisch drillte. Aber als Drill konnte man sein Verhalten eigentlich nicht bezeichnen, da er mit der Rute praktisch keinen Druck auf den Fisch ausübte (Rute nur im oberen Drittel etwas krumm), ständig die Heckbremse seiner Rolle praktisch ganz auf machte oder gar selbst mit der Hand für den Fisch Schnur abzog. Nicht nur für mich sah es danach aus, daß er nur mit dem Fisch spielte, er mit seinen Wanderungen um den halben Teich nur eine Show machte und für allen anderen Anglern das weitere Angeln unmöglich machte. Deshalb verzichtete auch ich selbst auf das Angeln an diesem Teich.
Nach über 2 1/2 Stunden war das Spielchen plötzlich zu Ende. Aber nicht, weil der Fisch endlich an Land war, sondern das absolute Fehlverhalten des Anglers zum Schnurbruch führte: Wenn der Fisch durch die viel zu weiche Bremseneinstellung Schnur abziehen konnte und es auch mal wieder tat, kurbelte der Angler sehr schnell dagegen, was praktisch nur zur absoluten Schnurverdrallung führte. Der Angler benutzte zwar eine Schnur mit einem Durchmesser zwischen 0,35 und 0,40 mm, aber ein solches Verdrallspiell macht keine Schnur ewig mit. Erst recht nicht, wenn es sich bei der Rolle um eine absolute Billigrolle ohne kugelgelagertem Schnurröllchen handelt. Selbst nach meinen beiden Kurz-Drills (insgesamt keine 10 Minuten) von zwei Meter-Stören im letzten Jahr an einer nagelneuen 0,35 mm Edel-Schnur waren die ersten 2 Meter der Hauptschnur total verdrallt. Da kann man sich ungefähr vorstellen, wie die Schnur von diesem Angler nach zwei Stunden hat ausgesehen haben müssen….
PS: Da der Fisch stets am Boden blieb, liegt die Vermutung nahe, daß es ein Wels oder Stör war. Aufgrund der dort in der Regel am Tage beissenden Größe und der maximal mittleren Kraft des Fisches tippe ich auf ein Gewicht um die 6 Kilogramm.

Mit Fischen wird nicht gespielt, sondern so schnell wie möglich gelandet! Wenn man mal einen wirklich großen Fisch am Haken hat, sollte man besonnen vorgehen. Wenn es vor der ersten großen Flucht noch möglich ist, sollte man die Nachbarn bitten sämtliche Montagen aus dem Wasser holen. Denn wenn ein U-Boot durchs Wasser pflügt, beißt sowieso nichts mehr und die Montagen würden früher oder später sowieso zerbombt werden. Wenn man mit größeren Fischen als Beifang rechnen muß, sollte das Gerät auch entsprechend ausgelegt und belastbar sein. Dann kann man dem Fisch auch richtig Widerstand entgegen setzen und einen kurzen Drill forcieren. Denn was nützen einem letztendlich mehrere gesprengte Vorfächer, wenn man nie einen Fisch gelandet bekommt? Dann lieber eventuell nur halb so viele Biße, aber dafür auch die Chance auf ein glückliches Ende haben zu können.