Früher oder später bekommt der eigene Nachwuchs oder das Patenkind Interesse an dem, wie man seine Freizeit verbringt. Nicht wenige Angler landen spätestens dann mit Kindern am Forellenteich, da dort die Erfolgsaussichten relativ hoch sind, man nicht längere Fußmärsche durch kindhohes Gras unternehmen muß, in der Regel saubere Toileten sowie ein Kiosk mit Eis und anderen Snacks vorhanden sind.
Aber selbst ein routinierter Forellenteichangler muß bei Anfängern und insbesondere bei Kindern umdenken.
Kein Anfänger kann und will stundenlang eine Sbirolino- oder Posen-Montage zielgenau werfen, ohne daß sich der allererste Erfolg einstellt. Wenn der Anfänger aber erstmals erfolgreich einen Fisch gedrillt hat, ist auch meist die Motivation für weiteres Angeln ohne Fang vorhanden.
Das erfolgsorientierte Forellenangeln ist für den Anfänger anfangs viel zu komplex und dadurch oft frustfördernd. Deshalb führte ich meinen Junior in verschiedenenen Schritten ans Angeln am Forellenteich heran.
- Der erste Kontakt
Für das erste Angeln gingen wir an einen kleinen und flachen Teich, in dem man die Fische mit geschultem Auge auch sehen konnte.
Die ersten Fische erschleppte und hakte ich, aber überliess Lars den Drill.
Nach den ersten Fischen warf ich die Montage aus, Lars schleppte, ich half ihn beim Anhieb und Lars drillte. - Erstes Werfen
Für das zweiten Angeln wählten wir einen kleineren Teich aus, an dem Lars auch schon teilweise selbst werfen konnte, ohne andere Angler zu behindern.
Wieder registrierte Lars die Bisse selbst, ich half beim Anhieb und Lars drillte. - Eigenständiges Werfen
Da wir alleine am Teich waren, übernahm Lars das Werfen mit der Schlepprute praktisch komplett. Nur beim Biss brauchte er noch Unterstützung für den richtigen Anhieb. - Schneidertage
Das man nicht nur immer Erfolg beim Angeln haben kann, stand zwar nicht auf dem Lehrplan, hat aber Lars aufgrund der vorherigen Erfolge nicht den Spaß am Angeln geraubt. - Erste Routine
Die elementaren Abläufe beim Schleppangeln sind inzwischen so verinnerlicht, daß ich nun selbst wieder zum Angeln komme, wenn ich nicht gerade den nächsten Fisch keschern muß…. - Weitere Zielfische und gesteigerte Ausdauer
Nachdem sich kontinuierliche Fangerfolge beim Forellenangeln im zweistelligen Bereich eingestellt haben, wurden weitere Fischarten wie Wels und Stör interessant, die jetzt auch alternativ zu den Forellen im Teich gezielt beangelt werden.
Hierbei hat Lars inzwischen keine Probleme auch mal einen ganzen Tag ohne einen einzigen Fangerfolg zu angeln.
Bei der Wahl der Angelmethoden und der Forellenmontagen sollte man möglichst darauf achten, daß sie für Anfänger geeignet sind. Eine Bolognese-Rute mit 7 Meter Länge und ein 5 Meter langes Vorfach sind beispielsweise wirklich nur etwas für „Fortgeschrittene“.
Was die Rutenlänge anbelangt, so sieht man Anfänger meist mit relativ kurzen Ruten bis 2,1m Länge am Forellenteich. Für die allersten Gehversuche am Angelteich und für eine Forellenmontage, die ein kurzes Vorfach erlaubt sicherlich in Ordnung. Aber versuchen Sie mal mit einer solchen Angelrute eine Sbirolino-Montage mit einem 1,5m langem Vorfach weiter als 20 Meter zu werfen, ohne das hierbei spätestens beim dritten Wurf der Forellenteig wegfliegt….
Von der Kraftanstrengung mal gar nicht zu reden, die besonders bei Kindern ins Gewicht fällt.
Viele Angler argumentieren nun damit, daß Anfänger nicht mit langen Ruten zurecht kommen, oft sie selbst nicht mit Ruten mit über 3 Meter Länge zurecht kommen. Zugegeben, einem Anfänger sollte man nicht direkt am ersten Tag eine ausgewachsene Matchrute in 3,90m in die Hand drücken, aber insbesondere Kinder lernen sehr schnell mit einer längeren Rute umzugehen. Und die Vorteile einer langen Rute überwiegen sehr schnell die Risiken einer langen Rute. So durfte Lars auch gleich beim zweiten Angeln mit einer meiner Matchruten angeln (Das Werfen übernahm ich damals aber noch selbst.), um ein erstes Gefühl für lange Ruten zu bekommen. Bereits seit seiner vierten Angeltour verwendet er für seine Sbirolino- und Posenmontagen Ruten mit 3,90m Länge, ohne daß es bisher irgendeinen Rutenbruch gab. Seit er zum Schleppangeln lange Ruten verwendet, hatte er praktisch keinerlei Schnurverwicklungen mehr. Ob dies an seiner zunehmenden Angelerfahrung oder an der Rutenlänge liegt, ist Ansichtssache.
Aber allein physikalisch betrachtet, kann man mit längeren Ruten am Forellenteich eine Schleppmontage besser werfen, als mit einer kurzen Rute:
Wenn das Schleppvorfach eineinhalb Meter lang ist und der Sbiro sich gut einen Meter von der Rutespitze entfernt ist, damit man weit werfen kann, hat man gut zweieinhalb Meter Montage unter der Rutenspitze hängen. Bei einer seknrechten Haltung einer drei Meter langen Rute würde sich der Köder bereits ungefähr auf Höhe der Rolle befinden. Holt man nun zum Werfen mit der Rute ein wenig Schwung, befindet sich der Köder auch schon auf dem Boden, verdreckt dort oder im worst case verhakt sich der Haken am Boden und die Rute zerbricht beim Werfen….
Für den allersten Angeltag / für die ersten eigenen Wurfversuche und für das stationäre Angeln mit Pose, Wasserkugel oder Troutegg kann ich für Anfänger eine Rute empfehlen, die rund 30 cm länger ist, als der Angler selbst groß ist (aber mindestens 180 cm). Denn bei dieser Rutenlänge hat der Anfänger in der Regel die Rutenspitze automatisch in seinem regulären Blickfeld.
Da im Allgemeinen der Neuling am Forellenteich zum einen Probleme beim Werfen hat und zum anderen auch nicht die Ausdauer zum ständigen aktiven Angeln hat, wird ohnehin meist eine stationäre Angelmethode bevorzugt, die kurze Vorfächer erlaubt / erfordert und somit meist auch keine Nachteile durch eine kurze Angelrute auftreten.
Eine auftreibende Grundmontage ist für Anfänger an kleineren und flacheren Teichen problemlos einsetzbar, zudem man mit ihr dann auch noch Erfolge erzielen kann, wenn der Jungangler aktuell eher lustlos angelt. Zusätzlich kann eine auftreibende Grundmontage im Gegensatz zu einer stationären Posenmontage nicht in meist weniger fischreiche Uferbereiche abtreiben.
Deshalb gehört sie auch bei mir persönlich immer noch zu den Standard-Methoden für die zweite Rute am Teich.
Der einzige Nachteil ist allenfalls das Nichtvorhandenseins einer hüpfenden und alsbald abtauchenden Pose bei einem Biss.
Da an manchen Forellenteichen auch Kinder / Jugendliche mit zwei Angelruten am Forellenteich angeln dürfen, bzw. erwachsene Anfänger am Forellenteich sowieso zwei Ruten benutzen dürfen, da sie die reguläre Tageskarte bezahlen, stellt sich die Frage, ob man dem Anfänger eine zweite Rute zumuten sollte.
Aufgrund eigener Erfahrungen im Rahmen von diversen Angel-Seminaren und durch die Angeltouren mit meinem Junior, sollte man den Anfänger beim ersten Angeln nur dann zwei Ruten anvertrauen, wenn beide Forellenruten zumindest vorerst nur stationär gefischt werden. Meine Empfehlung hierbei wäre eine Rute mit einer auftreibenden Forellengrundmontage und eine zweite Rute mit einer möglichst unauffälligen Feststellpose. Diese Rute kann dann sowohl zum „Forellenschleppen“ als zum stationären Posenangeln verwendet werden, ohne das ummontiert werden muß.
Nachdem Lars nach und nach immer mehr das Werfen selbst übernahm und aus eigner Ambition heraus stundenlang warf und schleppte, mußten wir für das Schleppangeln auf möglichst leichte Ruten umstellen, da ihm mit einer leichten Steck-Spinnrute bereits nach einer halben Stunde die Arme schmerzten.
Die Wahl fiel dann auf zwei Tremarella-Ruten in Matchrutenlänge, mit denen er praktisch den ganzen Tag beschwerdefrei werfen kann. Allerdings sind diese ultraleichten Ruten nicht geeignet zum gezielten Angeln auf Großforellen, da ihnen hierfür einfach die nötige Steifigkeit fehlt. Allein das reine Gewicht einer Forelle mit über 6 Pfund reicht schon aus, damit diese Ruten komplett durchgebogen sind und dadurch keine harten Fluchten oder Kopfstöße im Drill mehr abfedern können. Ein Schnurbruch, ein Ausschlitzen des Hakens oder schlimmstenfalls ein Rutenbruch sind deshalb beim Drill einer Großforelle schon beinahe vorprogrammiert, wenn man nicht über entsprechende Drillerfahrungen verfügt.
Dementsprechend „weich“ sollte deshalb auch generell die Rollenbremse eingestellt werden. Die meisten Jungangler beherrschen zwar nicht das zusätzliche Bremsen mit dem Zeigefinger auf dem Spulenrand, aber da Forellenteiche in der Regel keine Hindernisse aufweisen, ist dies auch meist nicht nötig. Ungleich größer ist die Gefahr von Drillfehlern, die die Schnur sprengen würden, wenn die Bremse zu hart eingestellt ist.
Im Ideallfall muß der Jung-Angler nur die Rute halbwegs senkrecht halten, damit die Rutenspitze die Fluchten und Sprünge des Fisches möglichst effektiv und schnurschonend abfedern kann und darauf achten, daß die Schnur stets unter Spannung ist. Damit die Schnur möglichst immer unter Spannung ist, soll er auch bei kleineren Fluchten des Fisch gegen die Rollenbremse stets bereit sein Schnur einkurbeln zu können. Die Schnur wird zwar erhöhtem Drall ausgesetzt, wenn der Fisch Schnur von der Rolle zieht und gleichzeitig versucht wird Schnur einzukurbeln, aber das können die modernen Schnüre auf Rollen mit gelagertem Schnurlaufröllchen in der Regel ab. Vielleicht muß man dann für das nächste Angeln die Schnur auswechseln, aber wenn dafür die Landung eines „Kapitalen“ glückt, nimmt man das dann doch gerne in Kauf. Der Verlust eines guten Fisches, aufgrund einer Schnur, die für wenige Augenblicke nicht unter Spannung war, schmerzt ungleich mehr….
Persönliche Empfehlung: Lassen Sie den Nachwuchs möglichst alle Fische, insbesondere die Großforellen, drillen und nehmen ihm nicht sofort die Rute ab, wenn man merkt, daß ein großer Fisch am Haken hängt! Denn das richtige Drillen lernt man nun mal nur in der Praxis! Allerdings sollte man jederzeit eingreifen können, wenn im Einzelfall die entsprechende Routine fehlt. So habe ich beispielsweise Lars seinen ersten Wels, der nach dem Anhieb durch den halben Teich an anzähligen Montagen anderer Angler vorbei gesprintet war, erst einmal ohne Verwicklung mit anderen Angelschnüren behutsam (16er Vorfach und 10er Brassenhaken – Wels hatte sich an einer Forellenmontage vergriffen) zu unserem Angelplatz gedrillt, währenddessen Lars unsere weiteren Ruten und unsere beiden direkten Nachbarn Ihre Ruten eingeholt haben. Nachdem der Wels sich dann wieder an unserem Angelplatz befand, übernahm Lars den Rest des Drills (inklusive mehrfach kreischender Rollenbremse).
Persönlicher Tipp: Ob nun nach einem Mückenstich oder wenn man sich selbst gehakt hatte, kann ich für eine Erstversorgung das Universalöl Ballistol der Firma Klever empfehlen, das nicht nur die Angelausrüstung pflegt, sondern auch desinfiziert und den Juckreiz nimmt. Gerade beim Angeln mit Kindern sollte man für solche Situationen gerüstet sein, wenn man nicht riskieren möchte deswegen das Angeln abbrechen zu müssen.
Inzwischen ist Angeln ein fester Bestandteil der Freizeitgestaltung von unserem Junior. Als logische Konsequenz stand nun die Fischerprüfung für den Angelschein an, die mit minimierter Vorbereitung reibungslos bestanden wurde.